Ernährungsrats-Aktivisten aus über 40 Städten in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Südtirol trafen sich am 11. und 12. November in Essen. Ziel des Kongresses „Ernährungsdemokratie jetzt!“ war es Erfahrungen auszutauschen, Netzwerke zu gründen. Der Kongress hat ein erfreulich großes Echo in den verschiedenen Blogs und sozialen Medien erfahren. Hier eine kleine Blogschau.

Das Bundeszentrum für Ernährung stellt eine wachsende Bedeutung der Ernährungsräte fest.

„Mittlerweile gelten Ernährungsräte als Dreh- und Angelpunkt für die politische Mitgestaltung einer lokalen Ernährungspolitik. Sie stellen den Dialog her zwischen Politik, Verwaltung, Landwirten, Händlern, Verbrauchern und Gastronomen. Ihr Ziel ist es, die nachhaltige und lokale Lebensmittelversorgung in den Städten zu verbessern.“

Die deutschen Initiativen sind im Vergleich zu den internationalen Vorbildern jung. Von diesen Erfahrung sollten die Kongress-Teilnehmer profitieren, schreibt Misereor.

„Auf ihrem Weg können die jungen Ernährungsinitiativen von den Erfahrungen internationaler Expert/innen lernen. Neben Experten aus den Vereinigten Staaten, Kanada und Großbritannien war auf dem Kongress auch Bruno Prado von der MISEREOR-Partnerorganisation AS-PTA aus Brasilien vertreten.“

Einer der eingeflogene Experten war Wayne Roberts, der auch hier auf Speiseräume schon öfter „zu Wort kam“. Seine Kernaussagen auf einer Veranstaltung im Vorfeld des Essener Kongresses fasst „Bonn im Wandel“ wie folgt zusammen:

„1) Die Mitglieder: So vielfältig wie möglich und so unabhängig wie möglich

2) Löse Probleme so einfach wie möglich und auf der höchstmöglichen Hierarchieebene

3) Frage nicht nur, was die Stadt für die lokale Ernährungsversorgung tun kann, sondern frage, was die Ernährungsversorgung für die Stadt leisten kann.“

Im Laufe der Arbeit in Essen wurde Unterschiede zwischen den Ansätzen in den verschiedenen Städten sichtbar, beschreibt der Ernährungsrat Berlin.

„Wie sich auf dem Kongress zeigte, kann die Struktur eines Ernährungsrates von Kommune zu Kommune völlig unterschiedlich sein, je nach den Gegebenheiten vor Ort. So sieht sich der Berliner Ernährungsrat im Gegensatz zum Kölner Pendant viel stärker als zivilgesellschaftliche Bewegung („bottom up“), die unabhängig von der Verwaltung eigene Forderungen in den politischen Prozess einbringen will. Der Kölner Ernährungsrat wiederum hat sich ganz bewusst breiter aufgestellt: Er setzt sich paritätisch aus Vertreter*innen der Stadtpolitik bzw. aus öffentlichen Instanzen, aus der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft zusammen.“

Die Pressemitteilung der Organisatoren aus Köln und Berlin feiert natürlich die Netzwerkgründung am Sonntag:

„Unter dem Motto „Ernährungsdemokratie jetzt!“ wurde heute ein Netzwerk von mehr als 40 Ernährungsräten und Ernährungsrats-Initiativen aus dem deutschsprachigen Raum gegründet.“

Zum Schluss soll noch ein weiterer internationaler Experte zitiert werden. Mark Winne kommentierte den Kongress laut Misereor mit:

„I was present for the start of a revolution.“ („Ich war dabei, bei dem Beginn einer Revolution.“).

Photocredit: Perspective // Labete // CC BY-NC-ND 2.0