Die schwarz-grüne Koalition in Hamburg hatte sich 2008 vorgenommen die Bio-Landwirtschaft zu fördern und die Vermarktung von regionalen Produkten zu stärken. Pünktlich zum Bruch der Koalition und den Neuwahlen liegt jetzt eine Studie vor, welche eigentlich Grundlage für die schwarz-grüne Biopolitik sein sollte: „Strukturdaten Hamburger Ökomarkt“ heißt sie. Die Universität Hamburg hat eine detaillierte Bestandsaufnahme des Biolebensmittelmarktes in allen Verarbeitungs- und Handelsstufen erarbeitet. Regionale Verflechtungen wurden untersucht, unterschiedliche Regionalbegriffe analysiert.
Auf die erhobenen Daten soll hier nicht näher eingegangen werden, das wenigste davon wird verallgemeinbar sein. In puncto regionaler Lebensmittel stellen die Forscher eine Unschärfe im Regional-Begriff fest: Jeder so wie es ihm passt.
Die Befragten definieren die Region nach räumlichen Gesichtspunkten und wählen häufig Bundesländer zur Abgrenzung. Eine produktspezifische Definition tritt sehr selten auf. Wenn eine solche genannt wird, dann wird für frische Produkte ein engerer Radius gewählt. […] Im Großhandel und Großmarkt werden die weitesten Definitionen der Region getroffen, die zum Teil ganz Deutschland einschließt. Diese Beobachtung wurden auch in anderen Studien gemacht, beispielsweise in einer Studie von „Bioland Markt“ und „Land und Markt“, wo die befragten Erzeuger insgesamt ein kleinräumigeres Verständnis von Region zeigten als die Händler. Es lässt sich daher vermuten, dass der eigene Handlungsraum die Wahrnehmung der „Region“ beeinflusst. (Kuhnert u.a. 2011)

Für die Handlungsempfehlungen definiert die Studie – und da horcht der Planer auf – Möglichkeiten zur direkten Einflussnahme von Politik und Stadt Hamburg auf die Stärkung regionaler Biolebensmittel. Hier die beiden Maßnahmenpakete (die über Ideen zur Öffentlichkeitsarbeit hinausgehen) im Wortlaut:
Stadt Hamburg schafft Zugänge für „Bio“
- Bevorzugte Behandlung von Erzeugern, Händlern auf städtischen Wochenmärkten, die Bio-Lebensmittel der Region verkaufen.
- Formulierung eines Mindestanteils für den Einsatz von Öko-Lebensmittel (aus der Region) in städtischen Kitas und Schulen.
- Formulierung eines Mindestanteils für den Einsatz ökologisch erzeugter Lebensmittel (aus der Region) bei städtischen Veranstaltungen, begleitet von Kommunikationsmaßnahmen zu den eingesetzten Produkten.
- Gezielte Einbeziehung von Akteuren, die wirtschaftlich in der Bio-Branche aktiv sind bzw. auf Verbands- und Vereinsebene die Anliegen der ökologischen Lebensmittelwirtschaft vertreten, z. B. innerhalb der Projekte Umwelthauptstadt Hamburg 2011 und Internationale Gartenschau 2013. (Kuhnert u.a. 2011)
Stadt Hamburg positioniert sich für „Bio“
- Öffentlichkeitswirksame Positionierung politischer Vertreter für eine nachhaltige und ökologische Lebensmittelerzeugung in der Stadt und Metropolregion Hamburg.
- Glaubhafte Einnahme einer Vorbildfunktion durch die entsprechenden Maßnahmen im eigenen Handlungsbereich.
- Noch stärkere Anerkennung der regionalen Agrar- und Ernährungswirtschaft als Bestandteil der hamburgischen Wirtschaft.
- MORO Nord: Ökologische Lebensmittelwirtschaft und ihre regionalen Akteure in Projektplanung und laufende Projekte einbeziehen; eventuell bereits vorhandene Erfahrungen bei bestimmten Themen nutzen. (Kuhnert u.a. 2011)
Bericht: Kuhnert, Heike; Behrens, Gesine und Beusmann, Volker (2011): Bericht zum Projekt: Strukturdaten Hamburger Öko-Markt. BIOGUM, Universität Hamburg. Kurzfassung.