Gemeinschaftsgärten auf Gebäuden, Treibhäuser auf Hausdächern: Weltweit versuchen faszinierende Projekte in luftiger Höhe Landwirtschaft zu betreiben. Doch was bringen diese Dachfarmen für die Stadt? In Berlin wurde dies jetzt untersucht: ein wissenschaftlicher Lesetipp.

Der Artikel „Farming in and on urban buildings“ ist der zweite Artikel des abgeschlossenen Projekts ZFarming, der hier bei Speiseräume auftaucht. Der aktuelle Artikel basiert auf einer Recherche von existierenden Projekten der gebäudeintegrierten Landwirtschaft,  20 Interviews mit praktizierenden ZFarmern und sieben tiefergehenden Interviews. Er besticht durch eine intensive Diskussion der Möglichkeiten und Schwächen der Dachlandwirtschaft.

Zur aktuellen, weltweiten Praxis von gebäudeintegrierter Landwirtschaft stellen die Autoren fest:

  • Die meisten Projekte gibt es in Nordamerika (44) , in Europa sind es 19.
  • Die Mehrzahl der Farmen gärtnert auf Dächern – nicht indoor.
  • Gebäudeintegrierte Landwirtschaft nutzt ausnahmslos bereits bestehende Gebäude.
  • Die Farmen produzieren Obst und Gemüse – kein Getreide.
  • Die Synergien mit der Stadt und den Gebäuden beschränken sich in der Regel auf die Nutzung von Regenwasser und die Kompostierung von Abfällen.
  • In den meisten Fällen produzieren ZFarms für den privaten Gebrauch oder werden im gleichen Gebäude weiterverarbeitet (bspw. in einem zugehörigen Restaurant).

Der Beitrag gruppiert ZFarm-Projekte in verschiedene Klasse und stellt die unterschiedlichen Zielsetzungen heraus. Sehr gründlich wird das Zusammenspiel zwischen Landwirtschaft und den Gebäuden, dem städtischen Raum und dem städtischen Ernährungssystem analysiert.

Die Bedeutung der gebäudeintegrierten Landwirtschaft wird beispielsweise dadurch relativiert, dass in New York zwar 18 ZFarms existieren, aber über 1000 Gemeinschaftsgärten und zwischen 15 bis 30 landwirtschaftliche Höfe. Näher diskutiert wird auch, welchen Beitrag die Dachfarmen für das städtische Ernährungssystem haben können, da sie überwiegend auf exklusive Lebensmittel und Konsumenten aus der Mittelschicht ausgerichtetet sind.

„Even though ZFarming can only meet a very small share of the overall urban food demand and is not primarily committed to the satisfaction of basic needs, it can add to the supply of fresh and local food — especially perishable fruits and crops that usually travel a long way.”

Der Artikel betont, dass gebäudeintegrierte Landwirtschaft neue Räume in dichtbesiedelten Städten und neue Möglichkeiten für Architektur und Stadtplanung schafft. Die Planung müsse aber auch reagieren – und die planungsrechtlichen Möglichkeiten für diese Form der Landwirtschaft schaffen.

„Urban farming offers a broad range of non-food and non-market goods and is expected to have positive socio-cultural, economic and environmental externalities for urban societies. […] ZFarming also implies some new dimensions compared to ground-based urban farming by: offering specific opportunities for an efficient use of
local resources, particularly synergies between farming and buildings; furthering technical advancement and innovations in the building and farming sector; exploiting new urban spaces for agricultural production, but also for recreational purposes; generating new business models and marketing strategies; and requiring specific implementation and planning processes, strongly relying on local, site-specific, shared knowledge and interdisciplinary networks.”

Thomaier, Susanne, et al. „Farming in and on urban buildings: Present practice and specific novelties of Zero-Acreage Farming (ZFarming).” Renewable Agriculture and Food Systems (2014): 1-12.