Was wäre, wenn man sich seine Lebensmittel nicht kauft, sondern sich eine Landwirtschaft mietet und sie dort produzieren lässt? Als Community Supported Agriculture bezeichnen sich Wirtschaftsgemeinschaften zwischen Landwirten und Verbrauchern. Auf der Suche nach neuen Absatz- und Finanzierungswegen treffen Landwirte auf Verbraucher mit dem Wunsch nach guten, gesunden, regionalen Lebensmitteln. Die Modelle dieser Kooperationen sind vielfältig, das wichtigste Prinzip bleibt gleich: Verbraucher beteiligen sich (im Voraus) an den Kosten der Landwirtschaft und erhalten dafür deren Produkte. So entsteht eine enge Verbindung zwischen Landwirtschaft und den Mitgliedern, zwischen Erzeugung und Verbrauch.
Community Supported Agriculture im Überblick
CSA ist ein Konzept, in dem eine Wirtschaftsgemeinschaft zwischen Landwirt und Verbraucher eingegangen wird. Die Konsumenten finanzieren die Kosten des landwirtschaftlichen Betriebes, der stellt im Gegenzug die produzierten, landwirtschaftlichen Güter zur Verfügung. In Deutschland wird das Konzept als Landwirtschaftsgemeinschaft bzw. Landwirtschaftsgemeinschaftshof bezeichnet.
- Finanzielle Sicherheit
- Kein Aufwand für Vermarktung
- Aufteilung des Risikos zwischen Produzent und Konsument
- Optimale Verwertung der landwirtschaftlichen Produkte
- Persönliche Kontakte zwischen Landwirt und Verbraucher (vgl. Kraiß/van Elsen 2008)
- Versorgung mit hochwertigen Lebensmittel
- Bezug des Verbrauchers zur Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion
- Beitrag zur ökologischen Landwirtschaft
- Übernahme von Verantwortung für die Region
- Persönliche Kontakte zwischen Landwirt und Verbraucher (vgl. Kraiß/van Elsen 2008)
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Lesetipp: „Wenn Landwirte und Verbraucher gemeinsam wirschaften…“
„Der wesentliche Unterschied zu ähnlichen Vermarktungsmodellen ist, dass CSA entsprechend der Definition von Vermarktung im Grunde keine Vermarktungsform […] ist: Die Mitgliedsbeiträge finanzieren die Landwirtschaft unabhängig von den Produkten. Diese werden nicht auf dem Markt angeboten bzw. vermarktet, sondern werden ohne Preis an die Mitglieder verteilt. Die einzelnen Lebensmittel verlieren so ihren Preis und erhalten ihren Wert zurück. (Kraiß/Van Elsen 2009: 187)”
CSA ist in den 1980er Jahren aus Europa in die USA übergesprungen. Der Amerikaner Vander Tuin besuchte biodynamische Höfe in der Schweiz und in Deutschland. Entstanden war das Konzept dort in den 1960er inspiriert von den Ideen Rudolf Steiners. Zeitgleich aber unabhängig davon entstanden ähnlichen Modellen in Japan. Vander Fall gründete zurück in den USA mit einigen Mitstreitern die Indian Line Farm, neben der Temple-Wilton Community Farm, einer der Keimzellen der amerikanischen CSA Bewegung (vgl. McFadden).
Wirtschaftsgemeinschaften in Deutschland
Die Bezeichnung des Community Supported Agriculture findet in Deutschland kaum Verwendung, Wirtschaftsgemeinschaft ist nur einer der deutschen Entsprechungen.
CSA Höfe in Deutschland:
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Buschberghof bei Hamburg
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Gärtnerhof Entrup bei Münster (Münsterland, Nordrhein-Westfalen)
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Gastwerke bei Kassel (Hessen)
- Hof Pente bei Osnabrück
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Hof Hollergraben bei Lübeck (Ostholstein, Niedersachsen)
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Karlshof bei Berlin
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Kattendorfer Hof bei Hamburg
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LandGut Lübnitz bei Brandenburg
- Löwengarten im Spreewald (Brandenburg)
- Waldgärtner bei München (Bayern)
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Schmitthof bei Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz)
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weitere Höfe auf solidarische-landwirtschaft.org
Die Höfe haben zwischen 7 und 300 Mitglieder und bewirtschaften zwischen 5 und 150 ha. Die im Vergleich zu den USA geringe Verbreitung von Community Supported Agriculture erklären Kraiß/Van Elsen (2009: 187) mit unzureichender Förderung aber auch mit einer größeren Vielfalt an alternativen Modellen des Einbezugs von Verbrauchern in die Landwirtschaft: „Dazu zählen Landwirtschaftgsgemeinschaften mit gemeinnütziger Trägerschaft, Gemüseselbsternte-Angebote bis hin zu multifunktionalen Dienstleistungen.“ (Kraiß/Van Elsen 2009: 187)
Quellen: Katharina Kraiß/Thomas van Elsen (2009): Landwirtschaftliche Wirtschaftsgemeinschaften (Community Supported Agriculture, CSA) – ein Weg zur Revatalisierung des ländlichen Raumes? In: Rainer Friedel/Edmund A. Spindler: Nachhaltige Entwicklung ländlicher Räume. Wiesbaden.
Katharina Kraiß/Thomas van Elsen (2008): Community Supported Agriculture in Deutschland. In: Lebendige Erde 2/2008, 44-47.
Steven McFadden: The History of Community Supported Agriculture, Part I Community Farms in the 21st Century: Poised for Another Wave of Growth? Rodale Institute