Was bedeutet es, wenn eine Stadt essbar ist? Und was sind die besten Möglichkeiten eine Stadt essbar zu machen? Es gibt – zum Glück – die unterschiedlichsten Konzepte hinter dem Begriff „Essbare Stadt“.  Köln will essbar werden und hat dafür einen ganz eigenen Weg gewählt.

Nachdem über die Jahre mehrere Kölner Bezirke Beschlüsse zur essbaren Stadt getroffen hatten, legte das Grünflächenamt 2016 dem Rat ein Konzept zur Urbarmachung Kölns vor. Doch Moment – gab es da nicht seit kurzem einen neuen Akteur in Köln, den man eigentlich in so ein Konzept einbeziehen müsste? Richtig. Denn der Ernährungsrat Köln hatte sich gerade gegründet. So wurde das ausgearbeitete Konzept vom Rat zur Kenntnis genommen und die Verwaltung mit der weiteren Ausarbeitung beauftragt. Einbezogen werden sollte jetzt zum Beispiel der neue Ernährungsrat.

Köln gemeinsam urbar machen

Im Herbst 2017 begann der Ernährungsrat und der Verein Agora zusammen mit vielen Kölner Aktiven einen Aktionsplan „Essbare Stadt“ zu erarbeiten. Diesen haben sie dann im April 2018 vorgelegt. In zwei Gipfeltreffen, dazwischenliegenden Arbeitsgruppen und einem Barcamp, in dem der erste Entwurf des Aktionsplans diskutiert wurde, wuchsen die Ideen zur essbaren Stadt in Rekordzeit.

Aktionsplan „Essbare Stadt“

Die Aktiven fassen die essbare Stadt eher weit:

„Bei der Essbaren Stadt geht es um die Erzeugung von Lebensmitteln für Mensch und Tier, von und mit Menschen aus und in der Stadt und im städtischen Umfeld.“

Diese Definition ermöglicht Zielstellungen, die weit über urbane Landwirtschaft, gesunde und nachhaltige Ernährung hinausgehen. Im Aktionsplan geht es so auch um nachhaltige Stadtplanung und nachhaltigen Verkehr, um Klimaschutz und Inklusion. In sieben Themenbereiche gliedern sich die vorgeschlagenen Maßnahmen.

Das Thema essbares öffentliches Grün folgt im Grundsatz der essbaren Stadt Andernach: Essbares Grün gehört in den öffentlichen Raum. Betreten und pflügen ist erlaubt. Im Aktionsplan sind Vorstellungen für Neuanpflanzungen, Entsiegelungen und Flächensanierungen enthalten. In den Stadtvierteln wünschen sich die Aktivisten „Essbare-Veedels-Plätze“, auf denen in Hochbeeten ungestörtes gemeinschaftliches Gärtnern möglich ist.

Im Bereich der Gemeinschaftsgärten gehörte Köln mit zu den Pionieren in Deutschland. Im Aktionsplan wird ein Ausbau des urbanen Gärtnerns und eine deutliche Unterstützung durch die Stadt angeregt. So soll beispielsweise ein Ansprechpartner bei der Stadt und eine Versorgungsinfrastruktur für Geräte, Dünger und ähnliches geschaffen werden.

Kleingärten und Kleingartenvereine sind die Pioniere der Essbaren Stadt. Im Aktionsplan wird gefordert, die bestehenden Kleingartenflächen um 10 % zu erweitern. Die Kleingartenvereine sollen sich untereinander und mit anderen Gartenakteuren vernetzen. Die Artenvielfalt in den Gärten soll systematisch gefördert werden.

Die partizipative Landwirtschaft fasst die Modelle der solidarischen Landwirtschaft, von Selbsterntegärten und Selbsternteflächen zusammen. Der gemeinsame Aspekt dieser Modelle ist, dass hier Landwirte und Bürger auf neue Art zusammenarbeiten. Der Aktionsplan fordert bis 2025 unter anderem eine stadteigene solidarische Landwirtschaft.

Mit dem Gärtnern in Bildungseinrichtungen sollen Kinder und Jugendliche an das Gärtnern und Ernährungsthemen herangeführt werden. Schulgärten und Schulfreiflächen werden zum Klassenzimmer für Ernährungsbildung. Bis 2025 wird in dem Aktionsplan eine Selbstversorgung der Schulkantinen aus dem eigenen Schulgarten gefordert – an einem Tag in der Woche.

Private Gärten sollen bis 2025 zu einem Drittel mit Essbarem bepflanzt sein. Erreicht werden soll dies unter anderem mit einem Weiterbildungs- und Traningsangebot. Firmengärten sollen unter anderem über Pilotprojekte in städtischen Firmen gefördert werden.

Aktionsplan „Essbare Stadt“ in Rekordzeit

Aktive Bürger haben mit dem Aktionsplan eine detaillierte Idee vorgelegt, wie ein essbares Köln aussehen sollte und wie man dieses Ziel erreicht. Wie geht es jetzt weiter?

„Nun gilt es in einem nächsten Schritt, all diese Ideen gemeinsam in die Tat umzusetzen. Dafür ist es wichtig, auf Grundlage des Aktionsplans politische Entschlüsse zu erwirken, die dessen Umsetzung unterstützen. Darüber hinaus bleibt es essentiell, dass eine engagierte Bürgerschaft dieses Projekt unterstützt, in die Wege leitet und weitere konkrete Vorschläge unterbreitet. Der Aktionsplan kann und soll in Bewegung bleiben.“

Photocredit: Köln Rhein // Rene Ruoff // CC BY-NC-ND 2.0