Anfang des Jahres wurde “Good Food”, die Ernährungsstrategie Brüssel verabschiedet. Im Sinne des Slogans “Besser produzieren, gut essen” soll das Handlungsprogramm in den nächsten 5 Jahren die Leitlinien für die Entwicklung des Ernährungssystems der Hauptstadtregion Brüssel setzen. Das Programm soll Maßnahmen aufzeigen und Verantwortliche für die Umsetzung bestimmen. Inhaltlich fällt die Ernährungsstrategie durch ambitionierte Ziele auf: Bis zum Jahr 2035 sollen 30% des Obst und Gemüses aus der Region kommen, bis 2020 soll der Lebensmittelabfall um 30% reduziert werden. Das Ernährungssystem bietet der Region heute circa 33000 Arbeitsplätze, die Ernährungsstrategie sieht ein Potenzial für 2900 weitere.
Städtische Landwirtschaft fördern
Die Ernährungsstrategie Brüssel hat sieben Handlungsbereiche: Erzeugung, Versorgung, Nachfrage, Good-Food-Kultur, Lebensmittelabfall, Innovation und Governance.

Der Handlungsbereich Erzeugung zielt auf die Förderung der städtischen und stadtnahen Landwirtschaft. Trotz hoher Bevölkerungsdichte und aktuell geringer landwirtschaftlicher Flächen soll durch die Förderung der Landwirtschaft in der Region die Versorgung Brüssels nachhaltiger gestaltet werden. Alle ausgewiesenen landwirtschaftlichen Flächen sollen erhalten bleiben, neu entstehende landwirtschaftliche Betriebe sollen nachhaltig wirtschaften. Im Bereich der Versorgung soll insbesondere die Gemeinschaftsverpflegung in öffentlichen Einrichtungen als Instrument genutzt werden: Ein wöchentlicher vegetarischer Tag soll eingeführt werden, Nachhaltigkeitskriterien für die Verpflegung implementiert werden. DDer Konsum soll durch Ernährungsbildung in Richtung Nachhaltigkeit beeinflusst werden.
Lebensmittelabfall reduzieren
Im Rahmen einer Good-Food-Kultur soll das Bewusstsein dafür gesteigert werden, dass eine gesunde, nachhaltige Ernährung keine Frage des Geldbeutels ist. Die Reduzierung des Lebensmittelabfalls soll über verschiedene Initiativen erreicht werden, unter anderem wird es eine Aktion für Doggy Bags geben. Der Bereich Innovation will sich nicht auf die Erforschung von Technologien beschränken, sondern beispielsweise Best Practise untersuchen und auf Brüssel anwenden. Im Bereich der Governance soll die Zusammenarbeit der Akteure verbessert werden – und die Evaluation der Projekte und Strategien erfolgen.
2,5 Millionen Euro Budget jährlich
Die Ernährungsstrategie für Brüssel umfasst 110 Maßnahmen. Es werden Instrumente der formellen Raumplanung eingesetzt – im Wesentlichen arbeitet die Strategie aber mit Information, Koordination und Training um die Akteure des Ernährungssystems zu beeinflussen. Die Verantwortung für einen Großteil der Maßnahmen wird der Umweltbehörde der Hauptstadtregion Brüssel zugeordnet. Zwischen 2,5 und 3 Millionen € sind jährlich für die Umsetzung der Strategie angesetzt.
Die Ernährungsstrategie Brüssel betrachtet umfassend das gesamte Ernährungssystem und versucht auf alle Teilbereiche von Erzeugung bis Entsorgung Einfluss zu nehmen. Die Strategie setzt überwiegend auf weiche Maßnahmen und versucht Verhalten durch Information und Anreize zu verändern. Die Konzentration der Maßnahmen auf (fast ausschließlich) eine Behörde, die dafür ein konkretes Budget zu Verfügung hat, sollte die Schlagkraft bei der Umsetzung der Maßnahmen erhöhen. Gegenüber von Strategien, die auf mehrere Schultern ruhen oder sogar kooperativen Ansätzen, hat dieser Ansatz aber die Gefahr, dass die Maßnahmen isoliert bleiben und keine Breitenwirkung entfalten. In jedem Fall ist die Ernährungsstrategie ein starkes Signal für die Möglichkeiten kommunaler Ernährungspolitik.
Ernährungsstratgie in Zusammenfassung und Langfassung bei Leefmilieu Brussel (NL / FR).
