Das Buch „Brot und Backsteine“ malt eine düstere Vision: den GAU des Ernährungssystems – durch Verlust von fruchtbaren Böden, Wassermangel, steigenden Rohöl- und damit steigenden Düngerpreisen auf der einen Seite, immer mehr Menschen in den Städten der Welt mit wachsenden Ansprüchen auf der anderen Seite. Das Szenario beschreibt den Zusammenbruch des globalen Futter- und Lebensmittelmarktes im Jahr 2025. Doch laut Autor Wilfried Bommert zeichnet sich ein Ausweg ab.
„Ohne es zu wissen, beginnt sich die Zivilgesellschaft auf die neue Welt-Wetterlage einzurichten. […] Die Krise des globalisierten Ernährungssystems und der tiefgreifende Vertrauensverlust in seine Akteure bewegten die Menschen. […] Lange bevor es zum Zusammenbruch kommt, erfinden sie zu Anfang des 21. Jahrhunderts ihre Ernährung neu.”
Nach einem Abstecher in die Geschichte städtischer Ernährungssysteme und in die Hightech-Visionen von städtischer Landwirtschaft widmet sich das Buch in seinem Schwerpunkt den vielen Projekten, die für Bommert die Wegbereiter des Aufbruchs sind. Neuland in Köln, „O’pflantzt is“ in München, die Prinzessinengärten in Berlin sind die Ausgangspunkte für eine Reise durch Deutschland und Europa in der die unterschiedlichsten Ansätze von einem neuen Umgang mit Lebensmittelhandel und -erzeugung beschrieben werden. Das Buch skizziert auf der weiteren Reise die zivilgesellschaftlichen Bewegungen in den USA, Asien, Lateinamerika und Afrika.
„Wer könnte die Vorreiter der Zivilgesellschaft auf dem Weg in die Nahrungswende unterstützen? Muss die Zivilgesellschaft den Wandel selbst einleiten und vorantreiben, könnte man auf das wohlverstandene Eigeninteresse des Handels setzen, der beim Nichtstun seine eigenen Ressourcen verlieren wird, oder helfen Wissenschaft und Politik?”

Bommert macht der Zivilgesellschaft nicht all zuviel Hoffnung auf Unterstützung; er sieht wissenschaftliche Ignoranz und nur zaghafte Ansätze in Politik und Wirtschaft. Er sieht aber auch keine Alternative zu einer Wende im globalen Ernährungssystem: Sie wird aber nicht getragen von Bauern und nicht von Politikern forciert, sondern von einer Bürgerbewegung.
Die Frage „Wer ernährt die Städte der Zukunft?“ wird von dem erfahrenen Umweltjournalisten Bommert durch eine interessante Expedition zu Bürgerinitiativen und innovativen Projekten beantwortet. Das Buch ist eine Reportage aus der weltweiten Foodbewegung, die genau beobachtet, lebendig beschreibt und treffend Herausforderungen wie Lösungsansätzen herausarbeitet.
Bommert, Wilfried (2014): Brot und Backstein. Wer ernährt die Städte der Zukunft? 1. Aufl. Wien: Ueberreuter.
Weiterführend: Institut für Welternährung | Wilfried Bommert im Gespräch mit dem Deutschlandfunk