Im Juli 2006 hatte der Stadtrat München einstimmig zur Biostadt erklärt. In drei Leitprojekten wird seitdem besonders in der Verpflegung in Kindergärten und Schulen, in der städtischen Verwaltung und in der Gastronomie Wert auf Bio gelegt. Das Aktionsbündnis „Artgerechtes München“ setzt sich jetzt dafür ein, dass nicht nur in Pilotprojekten ökologische Lebensmittel verwendet werden, sondern insgesamt neue Standards gesetzt werden. Die konkrete Forderung heißt: Fleisch aus artgerechter Tierhaltung in allen städtischen Einrichtungen und bei allen städtischen Veranstaltungen.

„Die Landeshauptstadt München soll sich per Stadtratsbeschluss für ihren Wirkungskreis dazu verpflichten, zukünftig nur noch Produkte einzusetzen bzw. zuzulassen, die nachweislich aus artgerechter Tierhaltung stammen:

  • in allen städtischen Kantinen
  • in allen städtischen Einrichtungen, wie zum Beispiel Krankenhäusern, Kultureinrichtungen
  • bei allen städtischen Empfängen
  • bei allen öffentlichen Veranstaltungen, bei denen die Stadt Hausherrin ist, wie zum Beispiel dem Stadtgründungsfest, den Auer Dulten, dem Christkindlmarkt oder dem Oktoberfest“

 

Initiiert wurde das Bündnis von Tollwood – ein Münchner Festival, das es seit 1988 gibt, im Jahr rund 1,5 Millionen Besucher anzieht, sehr engagiert im Umweltbereich und seit 2003 komplett biozertifiziert ist. Unterstützt wird das Aktionsbündnis von vielen Prominenten und u.a. von Umweltverbänden, Organisationen des ökologischen Landbaus, Slow Food München sowie der Genussgemeinschaft Städter und Bauern. Hinzu kommen mehr als 17.000 Unterschriften unter dem Aufruf des Bündnisses.

„München muss artgerecht werden! Die bayerische Landeshauptstadt soll ihrer Vorbildfunktion und Verantwortung als Biostadt gerecht werden. Tiere sollen ein ihrer Natur gemäßes Dasein führen. Bayern soll ein Land der Bauernhöfe statt Agrarfabriken sein. Dafür machen wir uns stark!“

Für das Bündnis ist artgerechte Tierhaltung an den natürlichen Bedürfnissen der Tiere orientiert. Explizit wird auf den ökologischen Landbau, Neuland und das Tierschutzlabel des Tierschutzbundes verwiesen. Artgerechtes München

Der finanzielle Mehraufwand für die neuen Verpflegungsmaßstäbe, der auf Gäste von Kantinen und Events zukommt, hält sich in Grenzen. Bei 10 Prozent sollen die Mehrkosten in den städtischen Kantinen liegen, bei Empfängen und Großveranstaltungen zwischen 10 und 20 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt ein unabhängiges Gutachten von a’verdis, das den Standard von Neuland zugrunde gelegt hat.

Die Münchner scheinen bereit diesen leicht höheren Preis zu zahlen, sie stehen hinter dem Bündnis „Artgerechtes München“. Eine Emnid-Umfrage ergab: 75 Prozent der Einwohner Münchens würden eine Selbstverpflichtung der Stadt im Sinne von „Artgerechtes München“ begrüßen. Sogar 85 Prozent sind bereit, den dafür erforderlichen Mehrpreis zu bezahlen.