In der Dunkelheit leuchten haushohe Gewächshäuser, dahinter wird an produktiverem Saatgut geforscht. Davor steht der Macher und Erzähler des neuen Films „10 Milliarden“ Valentin Thurn und beobachtet stumm. Auf einer Soja-Plantage in Afrika werden die Tagelöhner von den Vorarbeitern zur Arbeit gedrängt. Dazwischen steht Thurn und beobachtet. Auf einer thailändischen Straße wirbt ein blinkender Verkaufswagen für leckere und preiswerte Insekten. Valentin Thurn beißt beherzt zu.

Die Weltbevölkerung wächst: Wo soll die Nahrung herkommen?

Die WHO prognostiziert das Anwachsen der Weltbevölkerung bis 2050 auf 10 Milliarden. Schon heute mit 7,3 Milliarden Bewohnern hungern weltweit über 800 Millionen Menschen. Wo soll da erst genug Nahrung für ein Drittel mehr Menschen herkommen? Brauchen wir mehr Großplantagen und Massentierhaltung? Findet sich die Lösung in Genlaboren oder sterilen Gewächshäusern unter LED-Beleuchtung? Liefern Kleinbauern und die Züchtungen unserer Vorfahren die Antwort? Was kann die Bio-Landwirtschaft beitragen?

Für den Film „10 Milliarden – wie werden wir alle satt?“ ist Valentin Thurn um die Welt gereist; immer auf der Suche nach Antworten auf die Welternährungsfrage. Er trifft Menschen, besucht Projekte und Firmen, die an der Antwort zu dieser zentrale Frage forschen. Thurn spannt dabei einen Bogen von den Antworten des industriellen Ernährungssystems zu alternativen Ansätzen. Er besucht Agrarkonzerne, Großfarmer und Laboratorien genauso wie Kleinstbauern, Biobauern und urbane Gärtner. Der Film zeigt ehrliches Interesse an allen diesen vorgestellten Projekten: die unterschiedlichen Ansätze werden diskutiert nicht verurteilt.

„Der nächste Weltkrieg könnte durch Lebensmittelknappheit ausgelöst werden. Um es dazu nicht kommen zu lassen, brauchen wir schnelle und bedeutsame Innovation. Wir brauchen eine Revolution, um die Menschen aufzurütteln – und zwar jetzt.“ Liam Condon, Bayer Crop Science

10 Milliarden Film
Markthalle in Südvietnam

Die Lösung für die 10-Milliarden-Frage könnte im kleinen liegen

„10 Milliarden“  ist ein unbedingt sehenswerter Film mit schönen Bildern, der trotz klarer Argumentation keine einfachen Antworten gibt. Thurn vertritt eine deutliche Position: Die konventionelle Landwirtschaft kann die Welt langfristig nicht ernähren, sie verpulvert unsere Ressourcen in einem „Produktivitätsfeuerwerk“. Ein entscheidender Baustein des alternativen Ernährungssystems sind regional angepasste Anbaumethoden und Sorten, die ohne großen Düngemittel- und Pestizid-Einsatz auskommen. Sie können die Kleinbauern des globalen Südens in die Lage versetzen ihre Regionen selbst zu ernähren. Ein anderer Baustein sind westliche Verbraucher, die sich so ernähren, dass sie globale Ressourcen schonen und die Anbauflächen des Südens dem Süden überlassen.

Gegen Ende des Films landet Thurn bei seiner Reise bei den beeindruckenden Frauen von Incredible edible Todmorden, bei Will Allen in Chicago, bei Rob Hopkins in Totnes und bei der SoLawi in Bonn. Und zeigt damit Beispiele aus einer Bewegung, die in Europa und Deutschland damit begonnen hat, im lokalen und urbanen Rahmen Ernährungspolitik zu gestalten und ihren eigenen Baustein für die Anwort auf die große Frage „Wie werden 10 Milliarden Menschen satt?“ zu liefern.